Die Ruderinnen und Ruderer des PostSV Mühldorf haben es wieder gewagt: Nach der letzten Innwanderfahrt im Jahr 2020 ging es heuer wieder vom Bootshaus in Altötting-Wasserwimm flussabwärts nach Passau. Wie immer waren auch befreundete Vereine eingeladen, an der anspruchsvollen Fahrt teilzunehmen. „Anspruchsvoll“ ist dabei keineswegs übertrieben, denn die Strecke umfasst sieben Wehre, die alle mit viel Teamwork überwunden werden müssen. Das Umtragen der Boote und des Gepäcks ist oft eine echte Herausforderung, da steile und unwegsame Landstrecken von bis zu 1000 Metern zu bewältigen sind. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: „Oft“? Immer, immer ist es eine Herausforderung!]
Am Samstagmorgen den 31. August startete die Gruppe, bestehend aus acht Ruderbegeisterten des PostSV Mühldorf, einer Ruderin des RSC Rosenheim und einem Ruderer des Münchner Ruderclubs. Gemeinsam galt es, die beeindruckende Strecke von 95 Kilometern in zwei Tagen mit einem Vierer und zwei Zweiern zu bewältigen. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Oder eben einsam und alleine im 1x das Ganze in einem Tag. Kein Stress, nur ich und mein Einer … und jede Menge Wehre … .]
Bereits nach 2,5 Ruderkilometern wartete die erste Herausforderung: die Staustufe Neuötting. Sie gilt als die schwierigste, da die Ablegestelle im Unterwasser durch mit Büschen bewachsene Treppen und große Steine praktisch unbenutzbar ist. Das Team musste sich daher flussabwärts auf die Suche nach einem geeigneten Ablegebereich machen. Dabei trugen die Ruderer die Boote über steiles, felsiges Gelände und mussten teilweise ins Wasser steigen, um die Herausforderungen zu meistern. Zum Glück kamen auch die einachsigen Bootswagen zum Einsatz, die im Boot mitgeführt wurden. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Einachsige Bootswagen? Glaubt mir, ein Panzer hätte auch nicht geschadet! An manchen Stellen habe ich mehr geklettert als getragen.]
Weiter ging es zur nächsten Staustufe, Perach. Hier war der Einsetzbereich besonders außergewöhnlich: Die Boote wurden in einen kleinen See gesetzt, der vom Wasser der Fischtreppe gespeist wird. Von dort ging es durch eine schmale Rinne, die von Sanddünen gesäumt war, zurück auf den Inn. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Ach ja, „schmale Rinne“ – von wegen, nix für einen Renneiner, weil man die Skulls links und rechts nicht anlegen kann, man braucht sie zum Ausbalancieren. Bin fast zwei Kilometer durch den Wald gestapft, um eine halbwegs brauchbare Stelle zum Einsetzen zu finden! Da bekommt das Wort Wanderfahrt eine ganz neue Bedeutung.]
Die Passage bei Marktl/Stammham verlief problemlos, da die Rudernden eine Bucht im Unterwasser fanden, die nicht wie empfohlen in der Fischbachmündung lag. Nach der Überquerung der Salzachmündung ruderten sie weiter durch den malerischen Gstettener Kiessee und legten am Westufer an, um beim Gasthof Z’Bergham eine wohlverdiente Pause einzulegen. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Pause? Nicht für mich, ich war unaufhaltsam.]
Die folgenden 5km bis zur Staustufe Braunau wurden durch starken Ostwind und hohe Wellen zu einer echten Herausforderung. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Bei mir stand der Einer über 3km lang voll Wasser. Ich war gefühlt auf Entschleunigungskurs und kam nur mit Schneckentempo gaaanz vorsichtig voran, um nicht zu kentern.] In Braunau angekommen, bogen die Boote in die Enknachmündung ein und lagerten über Nacht dank der freundlichen Genehmigung des Kanuclubs Braunau auf einer Wiese. Der Tag klang mit einem gemütlichen Biergartenbesuch aus, bevor alle früh ins Bett fielen – der nächste Tag versprach anstrengend zu werden.
Nach dem Ablegen in Braunau führte die Route durch die wunderschöne Naturlandschaft des Europareservats „Unterer Inn“ zur Staustufe Frauenstein. Für den Biergarten im Burghof war es leider noch zu früh und so ging es gleich ans Umtragen der Boote. Mit den Bootswagen kämpften sich die Rudernden steil durch den Wald zur Ablegestelle unterhalb der imposanten Wehranlage, über die mehrere hundert Kubikmeter Innwasser pro Sekunde donnern. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Imposant? Das war im Renneiner quasi wie ein Mini-Niagara, da willst du nicht reinfallen.]
Danach ging es durch fast unberührte Inselwelten mit wilden Auwäldern, Schilfgürteln und blühenden Wiesen. In Obernberg wurde eine kleine Pause eingelegt – schließlich war schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt worden. Die nächsten 15 Kilometer bis zur Staustufe Schärding waren wieder eine Herausforderung: Die Hitze und der monotone Flusslauf machten den Ruderern zu schaffen, die Wasservorräte gingen zur Neige. In der Siedlung am Schärdinger Wehr fragten sie kurzerhand die Anwohner nach Wasser und wurden großzügig versorgt – inklusive der Einladung, den Pool zu nutzen! [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: „Pool? Ich hätte dankend abgelehnt – genug Wasser hatte ich über den Tag ja schon im Boot, das war quasi wie am Pool.]
Frisch gestärkt ging es dann auf die letzte Etappe zum Passauer Ruderverein. Die Vorbeifahrt an der bunten Kulisse von Schärding, dem gegenüberliegenden Schloss Neuhaus, dem Kloster Vornbach und der beeindruckenden Felsenschlucht war wie immer ein Highlight. Am späten Nachmittag legten die Ruderer beim Passauer RV an. Einige erfrischten sich noch im Inn, bevor die Boote abgeriggert und auf den Hänger verladen wurden.
Ein besonders sportlicher Ruderer des PostSV Mühldorf startete am Sonntagmorgen um sechs Uhr mit einem Renneiner, um zu testen, wie weit er an einem Tag kommen kann. Bis zum Sonnenuntergang schaffte er es unglaubliche 80 Kilometer bis nach Schärding – Respekt! [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Tja, wollte wissen, wie weit ich komme – jetzt weiß ich es und habe hoffentlich meinen Frieden. Hm, ist die Strecke zwischen Kufstein und Jettenbach auf dem Inn nicht auch um die 80km lang?]
Nachdem auch der „Einzelkämpfer“ abgeholt und sein Boot verladen war, ging es zurück zum Bootshaus des PostSV Mühldorf. Ein erlebnisreiches und schönes Ruderwochenende ging zu Ende. [Anmerkung des „Einzelkämpfers“: Nach 80km Rudern (ohne Kenterung) und 12km Fußmarsch Abenteuer bestanden – Boot und Menschen heil zurück, was will man mehr?] – (RoSc)